Wenn die Eltern vom Sudetenland erzählten, erzählten sie immer von zu Hause (doheme).
Es dauerte einige Jahre, aber dann wurde für uns Kinder der jetzige Wohnort zum
"Zuhause".
Damit waren wir in der seltsamen Situation, zwei "Heimaten" zu
haben, in der einen waren wir noch nicht ganz angekommen, in die andere gab es
kein Zurück.
In der alten Heimat lebten noch Verwandte, lagen die Gräber der Vorfahren, spielten
die Erzählungen der Eltern - alles Dinge, die der neuen Heimat fehlten...
Als ich das letzte Mal, im Sommer 2004, das Braunauer Ländchen besuchte, ist mir
bewußt geworden, daß mittlerweile eine neue Generation von Tschechen diese Landschaft
ganz selbstverständlich als Teil ihrer Heimat ansieht.
Während man bei den älteren noch eine gewisse Zurückhaltung bemerken kann, stehen
Schulklassen vor den wenigen erhaltenen deutschen Inschriften, wie deutsche
Kinder vor der Porta Nigra oder vor Hinweisen auf ehemalige slawische Siedlungen in
Ostelbien.
Auf dem deutschsprachigen Teil der offiziellen
Website der Stadt Broumov
sieht man inzwischen einen verhältnismäßig unverkrampften Umgang mit der Vergangenheit.
Mit dem Land übernimmt man eben auch dessen Geschichte - und zwar die ganze Geschichte.
Die Nachgeborenen fragen nicht nach Recht oder Unrecht, es ist ihr Land - solange es ihnen niemand wegninnt, wird es das auch bleiben.