Recht auf Heimat?

vae victis!


Die Sudetendeutschen waren nie eine eigene Volksgruppe, ihre Gemeinsamkeit bestand nur darin, Deutsche und bis 1918 deutsche Österreicher in Böhmen und Mähren zu sein.

Es waren zwei traumatische Ereignisse, die sie in die Rolle einer "Volksgruppe" drängten, die ihnen so etwas wie eine gemeinsame Identität gaben:
- ihre erzwungene Einverleibung in die erste tschechische Republik und
- ihre Vertreibung nach dem zweite Weltkrieg.

Mit der Vertreibung endete nach über 700 Jahren das Mit- und Nebeneinander von Tschechen und Deutschen in dieser Region - und diese "Volksgruppe" ging unter.

Das völlig zerstörte Deutschland mußte, zusätzlich zu allen übrigen Lasten, die heimatlos gewordenen Landsleute aufnehmen.
Eine der großartigen Leistungen Rumpfdeutschlands war die Integration von nahezu 15 Millionen heimatvertriebenen 'fremden' Deutschen.

Die Entgültigkeit des Verlustes der Heimat, des Verlustes eines großen Teils des Vaterlandes, des Verlustes der Selbstbestimmung...
     viele konnten und können heute noch nicht akzeptieren, was Brennus schon vor 1600 Jahren einfach und brutal formulierte:

Wehe den Besiegten!





Die Entwicklung nach dem Kriege war gekennzeichnet durch Illusionen und Verdrängung.

Die Illusionen

Da die Sieger des Krieges nicht so ehrlich wie Brennus waren, und viele Deutsche entweder an die Aufrichtigkeit der "Demokratien" oder des "Kommunismus" glaubten, war zunächst die Hoffnung auf eine gerechte Nachkriegsordnung weit verbreitet.
Besonders traf das auf jene zu, die den Nationalsozialismus abgelehnt hatten.
Die "Demokraten" konnten z.B. auf die "Atlantikcharta" verweisen, ein ebenso wertloses Stück Papier wie Wilsons 14 Punkte im 1. Weltkrieg.

Einige, wie Eugen Gerstenmaier, haben irgendwann erkannt
... daß der Krieg schließlich nicht gegen Hitler, sondern gegen Deutschland geführt wurde.

Zu den Illusionen jener Zeit gehört auch die Charta der deutschen Heimatvertriebenen.
Von der fragwürdigen Legitimation der Verfasser abgesehen enthält diese "Charta" an Konkretem nur die Forderungen an die Bundesrepublik nach Integration.
Was weiter vorgetragen wurde waren fromme Wünsche um die Wahrheit nicht zur Kenntnis nehmen zu müssen.
Daß darin nur ganz schüchtern von einem gottgeschenkten Recht auf Heimat gesprochen wird ist nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß in den Verfassungsberatungen des Parlamentarischen Rates 1949 der Vorschlag einer Aufnahme des Heimatrechts in den Grundrechtsteil mehrheitlich abgelehnt wurde.

Die Verdrängung

Die "gewöhnlichen" Vertriebenen hatten zunächst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen, sie mußten und wollten sich in die Gesellschaft integrieren.
Sie konnten deshalb nicht ständig das Fähnchen "Vertriebener" vor sich hertragen. - Nichts geht den Menschen mehr auf die Nerven, als wenn eine bestimmte Gruppe ständig nur an ihr Leid erinnert.

Die Funktionäre der Vertriebenenverbände haben ihre Ämter sehr schnell als Einstiegshilfe in verschiedene Parteikarieren genutzt und damit ihr ursprüngliches Amt meist nur noch als Sonntagsredner wahrgenommen - woran sich bis heute nicht viel geändert hat.

Im sowjetischen Machtbereich war es den Vertriebenen nie möglich sich zu artikulieren. Die Hoffnung der dort gestrandeten richtete sich immer auf die Landsleute im Westen.

Nachdem die Bundesrepublik dem Schwachsinn der 68-ger und ihrer geistlosen Nachfolger zum Opfer gefallen war, wurde die "Bewältigung" der Vergangenheit zur politisch korrekten Übung.
Deutsches Leid zu verschweigen, zu bagatellisieren, zu leugnen oder wenigsten zu relativieren entsprach von da an der political correctness.
Formulierungen, wie die Richard von Weizsäckers von "Der erzwungenen Wanderschaft von Millionen Deutschen nach Westen", gehören noch zu den harmlosesten.

Es ist politisch korrekt, das Unglück Deutschlands im "historischen Zusammenhang" zu sehen, wobei die Historie auf die 12 Jahre des "tausendjährigen Reiches" reduziert wird.
Die Tatsache, daß auch diese historische Periode historische Wurzeln hat, geht dabei völlig unter.
Und daß menschliches Leid sich mit historischen Wurzeln nicht relativieren läßt, scheint für deutsches Leid nicht zu gelten.

Für die Betroffenen - alle Betroffenen, Juden, Tschechen, Polen, Russen, Deutsche ... - gibt es keine historischen Zusammenhänge, für sie gibt es nur Kummer und Tränen, Verlust und Tod.

Wer Erklärungen für die Ereignisse sucht, und die Geschichte nicht auf die 12 Jahre der Nazizeit reduziert, wird für das Schiksal der Deutschen die historisch richtige Begründung finden:
"... weil Deutschland den Krieg verloren hat",
statt politisch korrekt:
"... weil Deutschland den Krieg begonnen hat".

Den Geist politischer Korrektheit spiegelt auch die völlig überflüssige, historisch verlogene und politisch dumme
"Deutsch-Tschechische Erklärung über die gegenseitigen Beziehungen und deren künftige Entwicklung" wider.

Zu welchen Verwüstungen des Bewußtseins so etwas führt, hat der ehemalige Verteidigungsminister Scharping im Zusammenhang mit der befürchteten Vertreibung der Kosovo-Albaner demonstriert, als er sagte, da drohe ein Verbrechen, wie es seit dem Holocaust keins gegeben hätte.
Möglicherweise gehört dieser Scharpingvergleich auch in die Abteilung Speichelleckerei - dann ist er allerdings gründlich schiefgegangen.
Ausgerechnet jüdische Sprecher protestierten gegen diesen Vergleich. Von Sprechern der Vertriebenenverbände war - wie erwartet- nichts zu hören.

Wenn schon in Deutschland die eigene Geschichte verdrängt und verbogen wird, gilt für die übrige Welt, was Patrick Buchanan dazu festgestellt hat:
"Die Welt weiß alles, was die Deutschen getan haben;
 die Welt weiß nichts von dem, was den Deutschen angetan wurde."

Während die, aus den lt. Potsdamer Abkommen, sowjetisch und polnisch verwalteten Gebieten Vertriebenen auf die Regelungen eines Friedensvertrages hoffen konnten, waren die Deutschen aus dem Sudetenland längst verraten worden.

Man hätte die "Charta der deutschen Heimatvertriebenen", zumindest für die Sudetendeutschen auf diesen einen Satz reduzieren können.

Wir haben unsere Heimat verloren

Unter dem Druck der Besatzungsmächte reklamierte die Bundespolitik von vornherein nur die Grenzen des Reiches von 1937.
Daß es sich bei den 39-ger Grenzen um völkerrechtlich anerkannte Grenzen gehandelt hatte, wurde und wird bis heute unterschlagen.
Als Feigenblatt diente die Erklärung, das Münchener Abkommen sei von Hitler gebrochen worden und habe deshalb keine territoriale Bedeutung mehr.

Wenn Politiker und Funktionäre auf Sudetendeutschen Tagen vom "Recht auf Heimat" schwadronierten, war das von Anfang an unredlich.
Praktisch würde es nach der "Charta ..." darauf hinauslaufen, die Situation von 1918 wiederherzustellen.
Es würde also bedeuten, daß 3 Millionen Deutsche wieder in einen Staat leben sollen, der inzwischen zweimal bewiesen hat, daß er eine Fehlkonstruktion war.

Mit der Hoffnung auf eine Lösung in einem vereinten Europa wurde die Lösung um ein paar Generationen hinausgeschoben und damit sinnlos.

Selbst den unbestritten völkerrechtswidrigen Raub der Ostgebiete mußte Deutschland schließlich hinnehmen.

Es ist albern, völkerrechtlichen Überlegungen anzustellen, die ein "Recht auf Heimat" beweisen wollen, ein Recht, das es im Völkerrecht so zu diesem Zeitpunkt nicht gab und erst recht rückwirkend nicht geben kann, weil es die Welt ins Chaos stürzen würde - wo in der Geschichte sollte denn der Fixpunkt sein?

Nach Mark Twain ist jeder Quadratmeter Land schon hundertmal gestohlen worden und wird wohl noch hundertmal gestohlen werden.
Begann es damit, daß unsere Vorfahren die Neandertaler vertrieben und ausrotteten?

Von besonders devoten Zeitgenossen wird Schlesien als urpolnisch bezeichnet, wenn man die U(h)r ein paar Jahrhunderte zurückstellt, wäre es ein urgermanisches Gebiet, beim Weiterdrehen ein urkeltisches ...
An dieser U(h)r läßt sich beliebig drehen.

"Die Rechtsprechung des Internationalen Militär-Tribunals in Nürnberg verurteilte die Vertreibungen, die von den Nationalsozialisten durchgeführt worden waren, als Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit.
Das Völkerrecht hat per definitionem universale Geltung, und darum stellten die Vertreibungsaktionen gegen die Deutschen, gemessen an denselben Prinzipien, ebenfalls Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschheit dar."
- Prof. Dr. Alfred M. de Zayas - Thesen zur Vertreibung -

Allerdings gilt das Rückwirkungsverbot eben nicht für den Besiegten.

In dieser Welt geht leider ( immer noch!) Gewalt vor (Völker-)Recht!

Unabhängig von den akademischen Luftschlössern der Völkerrechtler hat jeder Mensch und jede "Volksgruppe" natürlich ein Recht auf die Heimat, solange sie diese verteidigen oder zurückgewinnen kann, so wie jeder Mensch das Recht hat, sich zu wehren, wenn ihm jemand die Brieftasche wegnehmen will.

Wenn die Tat einmal geschehen ist unterscheiden sich die Dinge aber grundsätzlich. Der Räuber der Brieftasche wird nie Eigentümer derselben.
Das gilt jedenfalls in allen zivilisierten Staaten - mit einer Ausnahme: Laut Urteil des tschechischen Verfassungsgerichts, gibt es auch dann keinen Anspruch auf konfisziertes Eigentum, wenn die Konfiskation auf eine "widerrechtliche Weise" durchgeführt wurde".

Willkommen in der EU!

Wenn der Landräuber sich behaupten kann, wird er irgendwann von aller Welt als Eigentümer anerkannt.

Es gab m.W. in der Geschichte nur einen Fall, wo ein "Recht auf Heimat" völkerrechtlich verbindlich festgelegt worden war.
Als die Wandalen Schlesien verließen, schlossen sie mit den zurückbleibenden Silingen einen Vertrag, der ihnen das Recht garantierte, jederzeit in die verlassenen Gebiete zurückzukehren.
Sie haben auf dieses Recht auch nicht verzichtet, als sie schon in Karthago saßen, obwohl eine silingische Delegation dies zu erreichen suchte.
Selbst in diesem rechtlich abgesicherten Fall wäre die Durchsetzung des Rechts, solange es die Vertragspartner noch gab, letztendlich wohl nur mit der Androhung und evtl. der Anwendung von Gewalt möglich gewesen.

Und es gab nur einen Fall, wo eine "Volksgruppe" das Recht auf die gottgegebene Heimat fast 2000 Jahre lang nicht aufgegeben hat: Nächstes Jahr in Jerusalem!
Moralische Appelle allein haben den Juden nichts genützt, sie mußten diesen Anspruch zu guter Letzt mit politischem Druck und mit Gewalt durchsetzen.

Weil die Sudetendeutschen, die eigentlich gar keine "richtige Volksgruppe" waren und heute als solche nicht mehr existieren, niemals in der Lage und bereit waren, und weil sie es in Zukunft nie sein werden, wirklichen politischen Druck und zur Not Gewalt anzuwenden, bleibt für die wenigen, die diese Landstriche noch Heimat nennen nur die bittere Erkenntnis:

Wir haben unsere Heimat verloren



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