Ein Braunauer Prälat war ein sehr harter Mann. Sein Geheimschreiber warnte ihn oft
vor solch bösem Tun. Doch der Herr kehrte sich nicht daran, ließ den Warner
in den Turm werfen und elend dort verhungern.
Als nun eines Tages der Prälat um Mitternacht in die Metten ging, sah er am
Altare einen Ordensbruder knien, der ihm bekannt und doch fremd schien. Er
schritt auf ihn zu und berührte ihn. Da drehte sich der Kniende um und sah
den Abt traurig an. Mit Entsetzen erkannte dieser in der Gestalt seinen
verhungerten Geheimschreiber, stürzte ohnmächtig auf das Pflaster Kirche
und verstarb nach einigen Tagen.
Doch seine Seele fand im Grabe keine Ruhe. Auf einem Schimmel sprengt der
Bösewicht allnächtlich über die Klosterbrücke zum "Pfeffertor"*) oder
reitet "hinterm Schlosse" den Berg auf und ab. Manche Leute wollen ihm da
schon begegnet sein.
*) "Pfeffertor", mundartlich verderbt aus "Pfaffentor"