In einer Mühle bei "Sewitsch" trieb der Wassermann sein Wesen. Meist kam er
nachts in einem Kittel, der zur Hälfte trocken, zur Hälfte naß war und legte
sich zu den Dienstmädchen, die ihn in diesem Gewande leicht erkannten
und deshalb fürchteten. Deshalb blieb auch keine Dienstmagd sehr lange in
der Mühle.
In anderen Nächten trieb er das Mühlwerk so hurtig, daß der Müller fürchtete,
es könnte kaputtgehen. Manchmal erschien er auch als stiller Gast und briet
sich Fische auf dem Herde.
Eines Tages kam ein Bärenführer in die Mühle und bat um Nachtquartier für
sich und den Bären. Aber der Müller sagte: "Guter Mann ich kann dir die
Bitte nicht erfüllen, in der Mühle geht der Wassergeist herum, ich selbst
kann es hier kaum aushalten, geschweige denn ein Fremder". Der Bärenführer
aber sagte, er fürchte sich nicht, möge der Wassergeist nur kommen, sein
Bär werde ihn schon vertreiben
Nachdem die Bedenken des Müllers beseitigt waren, räumte er dem Fremden
eine Kammer ein. In dieser Nacht erschien der Wassermann aber nicht. Erst
am anderen Morgen kam er mit Fischen, die er wie so oft auf dem Herde des
Müllers briet. Als er sie verzehren wollte, schickte der Fremde seinen Bären
zu ihm, damit er mitesse.
Der Bär ließ sich nicht zweimal bitten, an dem Mahle des Wassermanns
teilzunehmen. Er langte mit seinen gewaltigen Tatzen nach den Fischen und
nahm von denselben ganz nach Gefallen. Da ergrimmte der Wassermann und
suchte den Bären zu verjagen. Allein dieser setzte sich zur Wehr und bei
der Balgerei, die nun entstand, zog der Wassermann den Kürzeren. Jämmerlich
zerkratzt lief er davon.
Niemand freute sich mehr darüber als der Müller, denn er hoffte nun, den
Quälgeist los zu sein. In der Tat kam er einige Zeit nicht wieder. Als der
Bärenführer weiterziehen wollte, empfahl er dem Müller, falls der
Wassergeist wiederkäme, sollte er ihm sagen, der Bär sei noch da.
Einige Tage, nachdem der Bärenführer fort war, ging der Müller zum Wehre.
Da sah er den Wassermann dort sitzen. Dieser rief beim Anblick seines
langjährigen Bekannten aus: "Müller, hast du noch die große Katze, die mich
so zerkratzt hat?". "Aber ja", antwortete dieser. "Sie hat sieben Junge
geworfen".
"Dann leb wohl, ich komme nicht mehr in die Mühle". Dieses Versprechen
machte dem Müller große Freude. Der Wassermann verschwand wirklich und kam
nicht mehr wieder.