Vom Niedersande zieht sich ein Fußsteig entlang des linken Steineufers nach
dem Georgsberge. Die Gründe heißen im Volksmunde "die Böden".
Eines Tages ging eine Niedersänder Frau über die Böden. Da stand plötzlich
ein kleines graues Männlein vor ihr, das sie bat, bei ihm Pate zu stehen.
Die Frau wollte mit Rücksicht auf ihre Kleidung nicht zusagen. Das Männlein
aber ließ nicht nach, bis sie einwilligte. Beide gingen nun auf dem Wege
weiter bis zu einer Flußkrümmung, der "kleinen Drehe". Hier schlug das
Männchen mit einer Gerte ins Wasser, dieses floß zurück, und eine Stiege
wurde sichtbar. Diese stiegen sie hinab und kamen in ein Gemach mit einem
grünen Kachelofen, auf dessen Simse lauter umgestürzte Näpfe standen.
Die Kindsmutter lag hilflos im Bette. Sogleich kochte ihr die Neuangekommene
ein Süpplein und wartete ihrer und des Kindes. Zufällig stieß die Frau an
ein Näpfchen auf dem Ofen. Da sah sie eine Seele fortfliegen. Wie tobte da
das Männlein, als es sah, was die Frau angerichtet hatte. Sie mußte die Wohnung
verlassen und erhielt als Lohn für ihren Dienst den Kehricht in die Schürze.
Als sie heimkam, wunderten sich die Leute nicht wenig. Vierzehn Tage lang
hatte man sie gesucht, obwohl es ihr däuchte, sie sei nur wenige Stunden
fort gewesen.
An ihrer Schürze bemerkte sie ein Blatt, das war aus Gold. Nun ging sie den
Kehricht suchen, den sie natürlich weggeworfen hatte, fand aber nichts mehr.
Man sah den Wassermann noch des öfteren auf den "Böden" seine Wäsche waschen.
Seine Lappen und Flicken hing er an den Weidengerten auf, die über den Fluß
ragen. Nahten Leute, so sprang er mit lautem Platschen ins Wasser. Wehe aber
denen, die solche Lappen nahmen, sie ertranken über kurz oder lang.