Einst besaß ein sehr reicher Mann die Nieder-Adersbacher Mittelmühle.
Noch heute zeugt die prächtige Radstube, die erbauen ließ, von
seinem großen Vermögen, das er mit Hilfe des Bösen erworben hatte.
Er besaß nämlich ein Zauberbuch, das er in einer geheimen Kammer
verwahrte. Ein vorwitziger Lehrknabe folgte folgte eines Tages heimlich dem
Meister und beobachtete ihn durch das Schlüsselloch der Zauberkammer. Als
der Müller am nächsten Sonntag nach Merkelsdorf zur Kirche ritt, vergaß er
die Kammer zuzuschließen, was dem lauschenden Lehrbuben nicht entging. Nach
einigem bangen Zögern ging er hinein, schlug das Zauberbuch auf und las die
geheimnisvollen Sprüche.
Hilf Himmel! Der Knabe hatte jene Stelle aufgeschlagen, welche die Krähen
und Raben herbeirief. Diese folgten dem Rufe, bedeckten das Dach, den Garten
und drangen in das Haus . Der Knabe las angstvoll weiter, all die schwarzen
Felsenvögel kamen herbei und erfüllten bald das ganze Gebäude.
Der Meister wurde in der Kirche unruhig; er ahnte Unheil, verließ das
Gotteshaus und zwang sein Pferd zu schnellem Laufe. Nach kurzer Zeit sah er
seine Mühle wie in eine schwarze Wolke gehüllt. Es war höchste Zeit, nur mit Mühe konnte er den Flur erreichen, wo einige Getreidesäcke standen, deren Inhalt er in den Fluß schüttete, die Vögel beschwörend, die Körner wieder herauszuholen.
Viele Krähen stürzten sich nun ins Wasser und fanden hier den Tod. Nun
bahnte sich der Müller den Weg zur Zauberkammer, entriß dem vor Angst
halbtoten Jungen das Buch, las die Blätter nach rückwärts und siehe, wie
sie erschienen waren, verloren sich die unheimlichen Gäste wieder. Der
Lehrling war für immer von seinem Vorwitz geheilt.